Aufgeregt kommen zwei Mitarbeitender des PRM-Dienstes (Begleitservice u.a. für Menschen mit Behinderung oder anderen Einschränkungen in der Mobilität am Flughafen) am Flughafen Tegel ins Büro der Flughafenseelsorge gestürmt. Ich bin selbst erst vor fünf Minuten angekommen und hatte meine Jacke eben angehängt. „Gut, dass Sie da sind. Sie müssen gleich mitkommen. Wir haben ja jemanden gerade aus dem Flugzeug begleitet. Da wissen wir jetzt nicht genau, wie es weitergeht.“ So weit, so gut.
Seit anderthalb Jahren haben wir einen Flughafensozialdienst am Flughafen Tegel. inVia als Trägerverein des Sozialdienstes hat hier eine ganze Stelle eingerichtet, um genau diese Fälle am Flughafen aufzufangen und den Menschen Hilfestellung zu geben, wie sie in die Stadt weiterkommen; oder welche Einrichtungen sie weiter beraten und begleiten können. Leider aber nicht heute. Der Mitarbeiter ist erkrankt. Also sind wir „zuständig“.
Nach Rücksprache mit dem Einsatzbüro Terminalmanagement übernehme ich den „Fall“ und gehe zur Position, wo die kleine Reisegruppe sitzt. Aus Thailand sind sie gerade angekommen. Ein Paar und zwei begleitende Geschwister des Paares. Das Paar ist auf den Rollstuhl angewiesen; MS und ein Schlaganfall lassen eine Mobilität auf eigenen Beinen nicht mehr zu. Sie wollen aber unbedingt in einem Berliner Krankenhaus behandelt werden; deshalb haben sie die weiter Reise auf sich genommen. Sie erhoffen sich eine Erweiterung ihrer Mobilität.
Die Kommunikation ist immer wieder von Missverständnissen geprägt. So gehe ich erst davon aus, dass sie mittellos und obdachlos sind, da ich die Aussagen des Paares dahingehend deute. Gerne würde ich sie so an die Bahnhofsmission verweisen in der Hoffnung, dass sie dort eine Beratung bekommen; doch die Bahnhofsmission winkt am Telefon freundlich ab. Der Sozialpsychiatrische Dienst des Bezirks Reinickendorf sieht ebenfalls keinen Handlungsbedarf für sich, da die kleine Reisegruppe ja keine psychischen Auffälligkeiten an den Tag liegt und damit auch kein Fall für eine Betreuung ist. Bleibt nur noch das Sozialamt. Pankow wäre für die Reisegruppe zuständig.
Zum Glück hat mein Kollege, der inzwischen eingetroffen ist, den Kontakt zum englisch sprechenden Partner des Paares aufgenommen. Dort erfährt er eine andere Sicht auf die Dinge: Es gibt einen Rückflug und auch ein Hotelzimmer wartet auf die kleine Reisegruppe. Es ist nur die Frage, wie sie dorthin kommen. Auch Bargeld ist vorhanden, so dass wir einen Mobilitätsdienst aus Berlin bestellen können, der die vier zu ihren Zimmern bringt.
So viel Missverständnisse in der Kommunikation habe ich selten; aber sie kommen vor. Zum Glück haben wir Kolleginnen und Kollegen, die von der Flughafenseelsorge, Flughafengesellschaft oder anderen Einrichtungen und Organisationen am Flughafen kommen, mit denen wir uns beraten dürfen und die uns helfen, manche Situation zur Zufriedenheit aller zu lösen. /mü